Erste-Hilfe-Maßnahmen für Bergsteiger

Die folgende Kurzfassung kann und soll kein ausführliches Buch oder gar einen Erste-Hilfe-Kurs ersetzen.
Sie ist vielmehr im Anschluß an eine entsprechende Ausbildung als Gedächtnisstütze für den Notfall vorgesehen und sollte deshalb immer im Rucksack mitgeführt werden. 

A. Allgemeines

Alpines Notsignal:

Zeichen geben mit Flagge, Lichtsignal, Geräusch o.a. 6 mal pro Minute (d.h. 10 Sekunden Abstand), dann eine Minute Pause und wieder von vorne anfangen. Antwortzeichen: 3 mal pro Minute (d.h. alle 20 Sekunden), dazwischen wieder jeweils eine Minute Unterbrechung.

Alarmierung:
Ruhe bewahren! 
Genaue Angaben: Wer? Wo? Was? Wann? Wieviele? usw.

Hubschrauberrettung: 
Schnellster und schonendster Abtransport bei ernsten Verletzungen, aber bei schlechtem Wetter nicht möglich. 
Geeigneter Landeplatz: möglichst große freie Fläche mit fester Unterlage und hindernisfreier An- und Abflugzone oder zumindest Geländevorsprung für Windenbergung. Einweisung mit dem Rücken zum Wind.
lnternational gebräuchliche Signale: Beide Arme nach oben: Yes = ja, bitte helfen, hier landen. Ein Arm nach oben, ein Arm nach unten: No = nein, keine Hilfe, nicht landen.

Reihenfolge der Maßnahmen im Notfall:
Bergung aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich (z.B. Steinschlag- oder Lawinenrisiko), lebensrettende SofortmaBnahmen (bei Kreislaufstillstand, Bewußtlosigkeit oder Schock), richtige Lagerung und erweiterte Hilfe, Beurteilung bzw. Wiederherstellung der Transportfähigkeit.
Weitere Maßnahmen: z. B. Alarmierung oder Abtransport mit Beobachtung der lebenswichtigen Funktionen.

Lagerungen:

Schädelverletzungen: 

  • Rückenlage mit erhöhtem Kopf.
Atemnot, Brustkorbverletzungen und Hitzschlag: 
  • Rückenlage halbsitzend mit aufgestützten Ellenbogen.
Bauchverletzungen und -schmerzen: 
  • Rückenlage mit Knierolle und Kopfpolster.
Wirbelsäulenverletzungen, Beckenbruch und Herzdruckmassage (ABC): 
  • Rückenlage auf harter Unterlage.
Bewußtlosigkeit, Erbrechen, stärkere Blutung aus Mund und Nase, Gesichtsverletzungen: 
  • Stabile Seitenlage.
B. Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Bewußtlosigkeit:
Erstickungsgefahr durch Fremdkörper, Erbrochenes oder Zunge.

  • Freimachen der Atemwege mit Fingern und Taschentuch, Überstrecken des Kopfes zum Freihalten der Atemwege, stabile Seitenlagerung. keine Flüssigkeitszufuhr.


Atem- bzw. Herz-Kreislaufstillstand:
Eng voneinander abhängig. 
Zeichen: Fehlen von Pulsen (an der Halsschlagader fühlbar), bzw. der Atmung (keine Atemgeräusche bzw.  Brustkorbbewegungen im Vergleich zum Bauch), beidseits weite, reaktionslose Pupillen.

ABC der Wiederbelebung:

  • Atemwege: freimachen,
  • Beatmung: Mund zu Mund oder Mund zu Nase mit überstrecktem Kopf 5 mal zu Beginn schnell. Kontrolle: gleichmäßiges Heben und Senken des Brustkorbes.
  • Circulation: Bei fehlenden Pulsen Circulation in Gang bringen durch äußere Herzdruckmassage: Rückenlagerung auf harter Unterlage, mit durchgestreckten Armen und übereinandergelegten Handballen auf dem unteren Drittel des Brustbeins kurze kräftige Stöße in senkrechter Richtung mit einer Frequenz von ca. 60/Minute durchführen. Bei Kindern: Verminderte Druckkraft mit einer Hand.
  • Bei einem Helfer: AB, dann 15 x Herzdruckmassage, 2 x Beatmen, 15 x Herzdruckmassage, usw.
  • Bei zwei Helfern: AB, dann 5 x Herzdruckmassage, 1 x Beatmen, 5 x Herzdruckmassage, usw.
  • Erfolgskontrolle: Pupillenreaktion, rosige Hautfarbe, tastbare Pulse, Eigenatmung.
Wegen Verletzungsmöglichkeit geeignete Schulung an Übungspuppe empfehlenswert.
 

Schock:
Mißverhältnis zwischen Blutangebot und -bedarf der lebenswichtigen Organe durch großen Blutverlust oder fehlgesteuerte Blutverteilung: z. B. bei Blutungen, starkem Schmerz, Herzinfarkt, Verbrennung, Kälteschädigung, Allergie oder großer psychischer Belastung. 

  • Zeichen: Blasse, feuchtkalte Haut, schwacher, kaum tastbarer, schneller Puls (Ober 100 pro min.), und flache, beschleunigte Atmung, evtl. Lufthunger. ungewöhnliches Verhalten: Erst unruhig, dann benommen.
  • Blutstillung, Schocklagerung: Beine hochlagern (ca. 30 Grad), z.B. auf Rucksack oder hangaufwärts, bei schwerem Schock Taschenmesserposition: Beine annähernd senkrecht halten. Evtl. Selbsttransfusion: d.h. hochgehobene Beine und Arme von der Peripherie her zum Herzen hin ausstreichen und elastisch einbinden. Schmerzbekämpfung, Wärmeerhaltung und Zuspruch.


Blutungen:

  • Hochlagern des betreffenden Körperteils. Bei Schlagaderblutungen (hellrotes, rhythmisch spritzendes Blut): Zunächst Abdrücken der Schlagader zwischen Wunde und Herz am jeweiligen Druckpunkt (Oberarm, Leistenbeuge, Schlüsselbein), notfalls Finger direkt in Wunde.  Danach Druckverband: Ungeöffnetes Verbandpäckchen o.ä. als Druckpolster über keimfreien Wundverband legen und festwickeln, evtl. mehrfach übereinander, genügt fast immer. Abbinden: Nur wenn sonst kein Erfolg, da Gefahr der Gewebsschädigung. Breite Auflage (aber keine Schnur!) am Oberarm oder Oberschenkel herzwärts der Wunde, maximal 1,5 Stunden, dann (nach vorherigem Druckverband) wieder für einige Minuten öffnen. Unbedingt Zeitpunkt notieren!
C. Allgemeine Unfallhilfe:

1. Mechanische Verletzungen

Wunden: 

  • Nicht berühren oder auswaschen, keine Salbe oder Puder! Fremdkörper in der Wunde belassen und evtl. umpolstern, keimfreier Verband, notfalls sauberes Tuch.
Knochenbrüche:

Formabweichung, abnorme Beweglichkeit, im Zweifelsfall (Schwellung, Schmerz, Gebrauchsminderung) wie Bruch behandeln.

  • Bei offenen Brüchen keimfreie Wundauflage.
  • Kein Einrichten, sondern nur grobe Achsenkorrektur unter vorsichtigem Zug, damit die Bruchenden nicht schmerzhaft aneinanderreiben.  Ruhigstellung durch behelfsmäßige Schienung (Skistöcke, Pickel, Rucksackversteifungen o.a., am besten aufblasbare Luftkammerschiene) in Mittelstellung unter Einbeziehung der benachbarten Gelenke in der für den Verletzten angenehmsten Lage. Fixierung beidseits des Bruches (nie direkt darüber), Polsterung. Kälteschutz.


Spezielle Brüche:
Arm:

  • Dreiecktuch als Armtragetuch verwenden und zusätzlich am Brustkorb fixieren.
Schlüsselbein:
  • Polster in die Achselhöhle und Rucksackverband zur Entlastung,
Rippen: 
  • Fester Verband um den unteren Rippenrand in Ausatemstellung.
Wirbel: 
  • Flache Rückenlage auf harter Unterlage und schonendster Transport, da sonst Gefahr einer Querschnittslähmung.
Knöchel:
  • Schuhe nicht ausziehen, aber Schnürung lockern.
Verrenkung:
  • Gelenkkopf unter Kapselzerreißung aus Pfanne ausgetreten. Gelenk federnd gesperrt, im Vergleich abnorme Kontur.
  • Keine gewaltsamen Einrenkungsversuche (nur nach entsprechender Schulung!), sondern Ruhigstellung in angenehmster Lage und rascher Abtransport in Ärztliche Behandlung.
Verstauchung: Gelenküberdehnung mit Kapselverletzung.
  • Feste Bandage mit elastischer Binde, bei Fußgelenk Schuhe nicht ausziehen, aber Schnürung lockern.
  • Auf Hütte: Hochlagern und Kühlung durch feuchtkalte Umschläge bzw. Eis/Schnee.
Bänderzerrung, Bänderriß oder Meniskusverletzung:
  • wie bei Verstauchung
Quetschungen, Prellungen:
  • Ruhigstellen. Hochlagern, Kühlung, bei Blutergüssen zusätzlich elastische Binde und Salbe.
Muskelverletzungen: Am häufigsten Zerrung durch Überdehnung, v.a. bei kalten Muskeln.
  • Ruhigstellung durch Kompressionsverband und Kühlung (Schnee, Eis).
Muskelkrampf:
  • Maximale Durchblutung durch passive Dehnung des betroffenen Muskels erzielen sowie bei Wadenkrampf Fußspitze nach oben drücken, Massage.
Schuhdruckstellen: Vorbeugung durch Hirschtalg, medizinische Fußcreme oder 'second skin'.
  • Bei Schmerz und leichter Rötung faltenloses Aufkleben von Leukoplaststreifen.
Bei bereits bestehender Blase:
  • Desinfektion
  • Aufstechen mit ausgekochter oder ausgebrannter Nadel, keimfreier, faltenloser Wundverband.
2. Temperaturschäden

Allgemeine Hitzeschäden
Hitzeerschöpfung, -kollaps, -krämpfe: 
Meist zusammen, durch ungenügende Flüssigkeitszufuhr, bzw. durch starken Wasser- und Salzverlust sowie unzweckmäßige Kleidung. 

Zeichen: Durst, Schwäche, Übelkeit. 

  • Flüssigkeits- und Mineralsalzzufuhr in mehreren kleinen Portionen, Pause im Schatten mit Kühlung, Oberkörper hochlagern, Kleidung öffnen.
Hitzschlag: 
Bei großer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit, Windstille und luftundurchlässiger Kleidung kommt es zur Wärmestauung im Körper, da keine Schweißabgabe mehr möglich - Lebensgafahr! Zeichen-. Puls und Atmung beschleunigt, Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Bewußtseinstrübung, heiße gerötete Haut, Anstieg der Körpertemperatur über 41°C. 
  • wie allgemeine Hitzeschäden.


Örtliche Hitzeschäden

Sonnenstich: 
Durch intensive, direkte Sonnenbestrahlung des unbedeckten Kopfas und Nackens. 
Zeichen: 
Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindelgefühl, Brechreiz, rotes und heißes Gesicht. 

  • Umschläge auf Kopf und Nacken, sonst wie bei allgemeinen Hitzeschäden.
Verbrennungen
  • Bei Grad I (Hautrötung) kaltes Wasser, bei Grad II (Blasenbildung) und Grad Ill (örtlicher Gewebstod) keimfreier Wundverband! Bei großflächigen Verbrennungen: Wundverband mit Alufolie, Ruhigstellung, Schockbekämpfung und rascher Abtransport in ärztliche Behandlung.
Sonnenbrand:
  • Feuchtkalte Umschläge, öfters wechseln, kühlendes Gel.
Augenentzündung: durch UV-Strahlen Schmerzen, Fremdkörpergefühl (Sand) bis zu Schneeblindheit.
Vorbeugung: Notfalls Behelfsbrille aus Karton mit Sehlöchern (Nadelstiche) oder Sehschlitzen.
  • Lichtundurchlässiges Verbinden beider Augen, Augentropfen bzw. -salbe, Aufenthalt in abgedunkelten Räumen, kühlende Umschläge.


Kälteschäden
V.a. in Verbindung mit Nässe, Wind, großer Höhe und Wassermangel, Erschöpfung und Bewegungsarmut. Allgemeine Unterkühlung ist vorrangig zu behandeln, da gefährlicher als Erfrierung.

  • Kälteschutz durch Alufolie, zusätzliche Bekleidung o.A., allgemeine Wärmezufuhr durch heiße, gezuckerte Getränke.  Kein Alkohol, da durch Blutgefäßerweiterung der Haut größere Wärmeabgabe an die Umgebung!


Allgemeine Unterkühlung
Absinken der Körpertemperatur unter den Sollwert. Zuerst Erregungssteigerung (37-34°C), dann Erregungsabnahme (34-30°C) schließlich Bewußtlosigkeit (30-25°C) und Scheintod/Tod unter 25°C.  Selbstschutz des Organismus: Durchbluteter warmer Körperkern (lebenswichtige Organe in Brust- und Bauchraum sowie Gehirn). aber kalte Körperschale (Haut, Arme, Beine) durch Zusammenziehen der Blutgefäße. Gefahren durch Bergungstod: Vermischung des kalten Schalenblutes mit dem warmen Kernblut durch Bewegung, daher keine Massage oder Eigenbewegungen, sondern passiver Abtransport (Wiedererwärmung im Gelände kaum möglich). Bei sicherem Herzstillstand: Herzdruckmassage nur, falls ununterbrochene Fortführung gewährleistet (Frequenz 30 mal pro Minute ausreichend). Keine Toterklärung Tiefunterkühlter im Gelände, sondern baldiger Hubschraubertransport in Klinik mit Intensivstation bzw. Herz-Lungen-Maschine zur Wiedererwärmung.

  • Aufwärmen primär nur des Körperkerns (Rumpf) mit vorgewärmten Decken, Helferwärme, Wärmebeutel (über dem Pullover) oder Wärmepackung: feuchte heiße Tücher auf die Unterwäsche von Brust und Bauch, nicht jedoch auf die nackte Haut, darüber Kieldung, dann Alufolie nur um Rumpf (ohne Arme) sowie Decken und Biwaksack um ganzen Körper.


Örtliche Erfrierungen
Örtlich begrenzter Durchblutungsstop mit Abstoßen von Zellen. Besonders gefährdet: Zehen, Finger, Nase, Ohren durch große Oberfläche und schlechte Blutversorgung. Grad I: Blutleere - weißes, kaltes, gefühlloses Gewebe; vollständige Heilung. Grad ll: Blasenbildung - blaurote Verfärbung, scheinbar wohlige Warme, Infektionsgefahr. Grad Ill: Gewebstod - schwarzes, abgestorbenes Gewebe.

  • Aufwärmen in Achselhöhle. Aktive Bowegungsgymnastik und vorsichtige Massage, wenn gleichzeitig keine allgemeine Unterkühlung vorliegt. Jedoch: Kein Einreiben mit Schnee, erfrorene Stellen nicht in den Mund nehmen und nicht rauchen! Bei schweren Erfrierungen keimfreier lockerer Verband, druckfreie Lagerung und passiver Abtransport. Falls mit gefrorenen Füßen noch einige Stunden weitergelaufen werden muß, besser nicht auftauen, da stets Schmerzen und Entzündungen sowie bei Wiedererfrieren Gefahr von großen Gewebsverlusten drohen. In Hütte: Am günstigsten rasches Auftauen der erfrorenen Körperteile in heißem Wasserbad von 40' Celsius. Jedoch evtl. sehr schmerzhaft, deshalb am besten mit Schmerzmitteln und max. 30 Minuten wegen Haulaufweichung. Falls nicht möglich, langsames Aufwärmen durch zunehmend warmes Wasserbad von 10 auf 40' C (innerhalb einer halben Stunde) bzw. feuchte warme Umschläge allmählich vom Herzen her auf die Erfrierung zu anlegen (z.B. Oberarm, Unterarm, Hand, Finger).


3. Höhenschäden

Höhenschwindel:

  • Blick nach oben, hinsetzen, sichern, ablenken und ruhig zureden.
Höhenkrankheit: 
Durch Doppelbelastung von körperlicher Tätigkeit (mehr Sauerstoffbedarf) und grober Hohe (weniger Sauerstoffangebot) bereits ab 3000 m für Höhenungewohnte, v. a. bei schnellem Aufstieg mit Seilbahn. Zeichen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrachen, Schwindel sowie Atem- und Pulsbeschleunigung, Schlaflosigkeit. Konzentrations- und Koordinationsstörungen. Selbstüberschätzung, Euphorie, Reizbarkeit und Bewußtseinstrübung.
  • Rast, süße Getränke, rascher Abstieg in tiefere Lagen, notfalls passiver Abtransport.
Höhenlungenödem:
Wasseransammlung in Lungenbläschen.  Kritische Höhe ab 4000 m, sehr gefährlich, da am Anfang schwer erkennbar und Symptome leicht unterschätzt werden. Rapide Verschlechterung, oft nur einen Tag bis zum vollen Krankheitsbild, ohne Behandlung akute Lebensgefahr.  Risikofaktoren: V. a. ungenügende Akklimatisation (zu schneller Aufstieg) und zu geringe Trinkmenge (Bluteindickung). 
  • Zeichen: Brodelnde Atmung und rasselnder Husten mit blutig-schaumigem Auswurf.  Vorher oft Durchfälle und Erbrechen, geringe Urinmenge, Infektion der oberen Luftwege, besondere Anstrengung, körperliche Leistungsfahigkeit und Appetit verringert. Unmittelbar vorher: Apathie und grobes Schlafbedürfnis.
  • Aufsetzen, schnellstmöglicher Abtransport in tiefere Lagen (2000 m). Sofern vorhanden; Sauerstoff ca. 4-5 l/Minute, evtl. Medikamente (Diamox).
Höhenhirnödem:
Veränderte Durchblutung und Drucksteigerung im Gehirn mit psychischen Veränderungen und Gleichgewichtsstörungen. Noch gefährlicher als das Höhenlungenödem, deshalb evtl.  Gabe von Kortison auch durch Laienhelfer.
  • sonst wie bei Höhenlungenödem.


4. Sonstige Schäden

Blitzschlag: 
Herz-, Kreislauf- bzw.  Atemstillstand, Bewußtlosigkeit oder Erregungszustand, Lähmungen, Schock, Verbrennungen, Muskelverkrampfungen. Weg von exponierten Punkten (Grat, Gipfel, Baum), Feuchtigkeit oder Metall, Hock-Kauerstellung auf Rucksack oder Seil in freiem Gelände, nicht in Höhlen oder Mulden. 

  • Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Schock- und Brandwundenbekämpfung. Bei Herzstillstand Faustschlag gegen Herzgegend, um evtl. dadurch das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.
Erschöpfung: 
Durch Mobilisierung von Leistungsreserven, zunächst noch erfolgreiche Bekämpfung von Streß- und Notsituationen, dann jedoch allmähliches Versagen der Anpassungsvorgänge mit Aufbrauch der Energievorräte bis zum Erschöpfungstod.
 
  • Ausgiebige Rast, heiße, gesüßte Getränke, Schokolade etc. Nach Erholung langsamer Abstieg, evtl. kreislaufanregende Medikamente.


Bergungstod:
Plötzlicher und unerwarteter Tod bei Unterkühlung durch Vermischen von kaltem und warmem Blut (siehe allgemeine Unterkühlung) oder bei starker Erschöpfung durch Nachlassen des Selbsterhaltungstriebs beim Nahen der Rettungsmannschaft mit Zusammenbruch der lebenswichtigen Funktionen. Vorbeugung: Hoffnung machen, aber keine volle Gewißheit der Rettung geben. Lebensimpulse anregen.

Lawinenverschüttung:
lmmer Lebensgefahr. Ein hoher Prozentsatz der Verschütteten ist sofort tot (ca. 20%). Rasch sinkende Überlebenschancen (bei 1 m Verschüttungstiefe nach 1 Stunde nur noch ca. 40%, nach 2 Std. ca. 20 %) Daher unbedingt sofortige Kameradenhilfe!
 

  • Lebensrettende Sofortmaßnahmen unmittelbar nach Ausgraben des Kopfes (ABC-Wiederbelebung), Schock- und Unterkühlungsbekämpfung.


Freies Hängen im Seil:
Nach wenigen Minuten Gefühl- und Bewegungslosigkeit, Schließlich Lähmungen durch Abschnüren der Gefäß-Nervenstränge in den Achselhöhlen, Gefahr von Kreislaufkollaps, Schock und Nierenversagen durch Versacken von Blut in den Beinen sowie Atembehinderung. Vorbeugung: Brust- und Sitzgurt mit vorbereiteter Prusikschlinge zum Hineinsteigen mit Füßen. 

  • Nach Bergung nicht flach lagern, da durch raschen Blutrückfluß mit Stoffwechselabbauprodukten Herzversagen möglich ist. Deshalb nach mehr als 30 Min. Hängen immer passiver Abtransport in Seitenlagerung oder Kauerstellung, sowie Einlieferung in ein Krankenhaus mft "künstlicher Niere".


Literatur: Jenny, E.: Retter im Gebirge - Alpinmedizinisches Handbuch, Rother-Verlag, 1979
Bernett, P. u.a.: Erste Hilfe/Bergreftung - Alpinlehrplan 8, BLV-Verlag, 1985
Berghold, F: Ratgeber für gesundes Wandern und Bergsteigen, Bruckmann-Verlag, München 1987